Sammendrag
Die Tendenz, dass Frauen religiöser sind als Männer wurde häufig beobachtet. Zur Begründung dieses Unterschieds wurden viele Theorien formuliert, deren Erklärung von biologisch bis soziologisch reichen; ein Konsens zur Erklärung des Geschlechtsunterschieds in der Religiosität wurde nicht erreicht. Auf der Basis von Daten aus dem European Social Survey, der European Values Study und dem International Social Survey Programme sowie einer neuen Methode zur Messung des Gender Gap vergleichen wir Länder, Generationen und Zeiträume in Europa, um drei Schlüsselfragen zu beantworten: 1) Wie stark hängt der Unterschied zwischen Männern und Frauen vom verwendeten Indikator für Religiosität (z. B. Mitgliedschaft, Kirchgang, Beten, Glauben) ab? 2) Besteht auf der Ebene der Nationalstaaten eine Beziehung zwischen der Größe des Gender Gap und dem Ausmaß der Säkularisierung oder der Gleichheit der Geschlechter? 3) Nähert sich die Religiosität von Männern und Frauen in der Generationenfolge oder über die Zeit an? Die Ergebnisse deuten auf eine Verringerung des Gender Gap in Europa, insbesondere in Süd- und Osteuropa hin, nach wie vor sind jedoch Differenzen beobachtbar. Selbst in sehr säkularen Ländern und solchen, in denen die Ungleichheit zwischen den Geschlechtern stark reduziert wurde, identifizieren sich Frauen deutlich häufiger als Männer mit einer Religionsgemeinschaft, sie halten sich für religiöser und praktizieren ihre Religiosität sowohl öffentlich als auch privat häufiger.
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